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Das Biosphärengebiet Schwäbische Alb


Letzte Aktualisierung: 03.07.2016

Das Bioshpärengebiet Schwäbische Alb umfasst eine Fläche von mehr wie 85.000 Hektar. In diesem Gebiet findet sich eine Vielzahl wertvoller Natur– und Kulturlandschaften. Faszinierend sind die steilen Aufstiege des Albtraufs, die weißen Kalkfelsen, orchideenreiche Magerwiesen und Wacholderheiden, die Blütenpracht der ausgedehnten Streuobstwiesen im Albvorland und die Buchenwälder. Im Mai 2009 wurde es als UNESCO Biosphärenreservat anerkannt.

Blick in das Neidlinger Tal.
Blick in das Neidlinger Tal. © Marko Leson

Vom Truppenübungsplatz zum Biosphärengebiet

Als sich ab dem Jahr 2001 abzeichnete, dass die Truppenstandorte in Münsingen inklusive des Truppenübungsplatzes (1) geschlossen werden sollten, ergab sich für den Naturschutz eine einmalige Chance. Das Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes wurde durch die militärische Nutzung vor der Zersiedlung und Zerschneidung bewahrt. Dadurch stellt sie in Baden Württemberg eine Besonderheit dar.

Die einzigartige Landschaft galt es zu bewahren (2) und somit wurde sie zum Ausgangspunkt für die Überlegungen ein Biosphärengebiet in Baden Württemberg zu schaffen.
§ 28 des Landesnaturschutzgesetzes (3) bietet die rechtliche Grundlage, um ein Biosphärengebiet ausweisen zu können. Es war auch klar, dass man gleichzeitig die Anerkennung durch die UNESCO anstreben wollte. Dafür mussten bestimmte Kriterien erfüllt werden. Ein paar davon sollen näher erläutert werden.

Um den Status eines UNESCO Bisphärereservates zu bekommen, muss die Gesamtfläche des Reservates in Zonen eingeteilt werden, die unterschiedliche Bedeutung und verschiedene Mindestgrößen haben.

Kernzone

Die Kernzonen müssen mindestens 3% der Gesamtfläche aufweisen. Sie werden der natürlichen Entwicklung überlassen. Die menschliche Nutzung ist daher ausgeschlossen. Naturgemäß kamen dafür primär nur Bereiche in Betracht, die bereits nicht oder kaum genutzt worden sind. So wurden Kernzonen vor allen Dingen an den steilen und bewaldeten Albtraufhängen ausgewiesen. Hang- und Schluchtwälder stellen die typischen Biotope der Kernzone dar. Es verwundert daher nicht, das die bereits seit einiger Zeit ausgewiesene Bannwälder wie der Bannwald Nägelesfelsen bei Bad Urach (ausgewiesen 1924) oder auch die deutlich jüngeren Bannwälder Donntal, Pfanneberg, Stöffelberg/Pfullinger Berg vollständig innerhalb einer Kernzone liegen.

Die einzelnen ausgewiesenen Zonen sind dabei unterschiedlich groß. Manche sind sogar recht klein. Ein nicht unerheblicher Teil schafft nicht einmal die 30 Hektar Grenze. Auf der anderen Seite gibt es gerade im Bereich des Truppenübungsplatzes sehr große zusammenhängende Flächen, die im Maximum (ohne Zerschneidung) mehr als 200 ha aufweisen.

Die Kernzonen umfassen im Biosphärengebiet insgesamt 2.645 ha oder 3,1%. Damit wird die Hürde der Mindestanforderung knapp genommen.

Pflegezone

In der Pflegezone finden sich die typischen, kulturhistorisch gewachsenen Landschaften, die so bezeichnend für die Schwäbische Alb sind. Mit weitem Abstand überwiegen die in der Landesbiotopkartierung als „Trocken- und Magerrasen, Wacholder- Zwergstrauch- und Ginsterheiden jeweils einschließlich ihrer Staudensäume“ (4) zusammengefassten Biotope alle anderen Biotoptypen. Mehr als 1.300 Hektar wurden von diesem Biotoptyp kartiert. Bezeichnend für diese Flächen ist, dass sie ihren Charakter verlieren würden, würde man sie sich selbst überlassen. Will man diese einmalige Landschaft erhalten, dann muss pflegend eingegriffen werden.

Die Pflegezone muss mindestens 10 % der Gesamtfläche in Anspruch nehmen, mit den Kernzonen zusammen mindestens 20 %. Diese Forderung wurde mit 35.410 ha (41,5%) problemlos erfüllt. Kern- und Pflegezonen zusammen unterliegen bereits zu ca. 90% einem Flächenschutz. Also einer der vielen Schutzkategorien als da sind: Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (5) (FFH Gebiet), Vogelschutzgebiet, Naturschutzgebiet, Landschaftsschutzgebiet.

Große zusammenhängende Pflegezonen finden sich im Norden des Biosphärengebietes. Einen hohen Flächenanteil weisen im Nordwesten beispielsweise die Orte Pfullingen, Bad Urach oder Reutlingen auf. Der Nordosten des Biosphärengebiets besteht fast ausschließlich aus Pflegezonen (Neidlingen, Weilheim, Neuffen, Bissingen). Auch das verwundert nicht wirklich. Die herrlichen Streuobstwiesenbestände am Albtrauf rund um Neidlingen oder unterhalb der Limburg sind bereits nach EU Recht ausgewiesene Vogelschutzgebiete.

Dass der ehemalige Truppenübungsplatz im Gutsbezirk Münsingen eine zentrale Stellung im Biosphärengebiet einnimmt wird, mit einem Blick auf die Karte (6) ebenfalls sofort deutlich. Diese einmalige unzerschnittene Fläche ist vollständig entweder Kern- oder Pflegezone. Um das Gelände richtig kennenzulernen, bietet sich an, eine fachkundige Führung mitzumachen (7).

Je weiter man allerdings nach Süden kommt umso mehr nehmen Kern- und Pflegezonen ab und der Anteil der Entwicklungszonen nimmt zu.


Entwicklungszone

Als letztes bleibt dann noch die Entwicklungszone zu beschreiben. Da der Mensch auch irgendwo bleiben muss, wird in der Entwicklungszone dem wirtschaftenden Menschen keine Einschränkung auferlegt. Stattdessen wird das hehre Ziel einer vorbildlichen und nachhaltigen Entwicklung angestrebt. Entwicklungszonen sind daher alle Siedlungs- und Verkehrsbereiche sowie Flächen geringerer ökologischer Bedeutung.
Der Anteil der Entwicklungszone an der Gesamtfläche beträgt 47.214 Hektar (55,4%).


Begriffsverwirrung

Um was handelt es sich jetzt eigentlich genau? Biosphärenreservat oder Biosphärengebiet? Nun, um beides. In Baden – Württemberg gibt es Biosphärengebiete (siehe §28 Landesnaturschutzgesetz), im Rest der Welt Biosphärenreservate. Wobei streng genommen das Biosphärengebiet Schwäbische Alb nach der Anerkennung durch die UNESCO nun auch ein Biosphärenreservat ist. Aber nur in diesem Zusammenhang, ansonsten bleibt es im offiziellen Sprachgebrauch natürlich ein Biosphärengebiet, denn als man sich im Land Gedanken um die Ausformulierung des Naturschutzgesetzes machte, fand man, dass der Begriff Reservat irgendwie unpassend ist. Vielleicht dachte man an die alten Indianer seinerzeit in den USA, abgeschoben auf ein unwirtliches Fleckchen Erde… Auf jeden Fall waren die Assoziationen mit dem Wort Reservat so negativ, das man lieber darauf verzichtete und zu dem Biosphärenreservat Biosphärengebiet sagte.


Alle Bilder: © Marko Leson
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