Das Moor
Auf 909 m muss man allerdings hinauffahren, um von den Parkplätzen am Kaltenbronn aus eine Wanderung zum Wildseemoor zu starten. Zwei Seen prägen das Moor, der Wildsee und der etwas kleinere Hornsee. Ein Bohlenweg erlaubt es dem Wanderer, das Gebiet zu durchqueren. Der Weg führt direkt am Wildsee vorbei. An verschiedenen Stellen kann man den Blick auf den See von aufgestellten Bänken genießen. „Als Plateauhochmoor stellt es nicht nur das größte Hochmoor des Schwarzwaldes dar, der offene Kolk des Großen Wildsee ist sogar der größte Hochmoorkolk in ganz Deutschland.“(2). Der Hornsee liegt etwas abseits vom Weg und kann dem wenig achtsamen Besucher durchaus entgehen. Am ehesten wird man aufmerksam, wenn man auf der dem Wildsee gegenüberliegenden Seite eine kleine Freifläche durchschimmernd sieht, die idealerweise zur Blütezeit des Wollgrases (Frühling) durch die weißen Blütenbüschel auf sich aufmerksam macht.
1800 mm Niederschlag im Jahr bilden die Grundlage für die Moorbildung. Rund um den Kaltenbronn breitet sich eine Hochebene aus. Hier befinden sich in der Buntsandsteinplatte, die die Ebene bildet, abflusslose Senken. Über den Umweg des Niedermoors hat sich das Wildseemoor zu einem Hochmoor entwickelt. Durch das ständige Wachsen des Moorkörpers ging der Einfluss des Grundwassers mit der Zeit verloren. Heute speist nur noch das mineralsalzarme Regenwasser die Seen. Die dadurch bedingten sauren (=nährstoffarmen) Verhältnisse begünstigen das Torfmooswachstum und vor allen Dingen den gehemmten Abbau der absterbenden Pflanzenteile, sodass sich des Gärtners Freude nämlich Torf bilden kann. Acht Meter soll die Torfschicht bereits mächtig sein.
Wenn man weiß, dass gerade die Nährstoffarmut das zentrale Merkmal eines Hochmoores ist, dann versteht man auch die an verschiedenen Stellen aufgestellten Schilder, die den Besucher darauf hinweisen, dass er weder Enten füttern noch seinen Müll irgendwo entsorgen soll (sei es auch nur der Rest eines zu Ende gekauten Apfels). All dies trägt Nährstoffe in das Ökosystem, die von Natur aus nicht vorkämen. Durch eine Anreicherung des Biotops mit Nährstoffen verändert sich die Ausgangslage für das Pflanzenwachstum. Die typische Moorvegetation - spezialisiert auf diese Nährsoffknappheit - würde anderen, dann konkurrenzstärkeren Pflanzen weichen müssen.
Umgeben ist das Moor von einem Bannwald. Bereits 1928 ausgewiesen, gehört er mit zu den ältesten Bannwäldern in Baden-Württemberg. Fast vollständig wird das gesamte Gebiet zusätzlich von Schonwäldern umschlossen. Im Nordosten schließt sich sogar ein weiterer Bannwald an (Altlochkar-Rotwasser).
Die Pflanzenwelt des Moores
Im Gebiet nachgewiesen wurden etliche Beerensträucher beispielsweise Moosbeere (Vaccinium oxycoccos), Rauschbeere (Vaccinium uliginosum) und Krähenbeere (Empetrum nigrum). Auch die bekannteren Beerensträucher wie Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea) und Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) finden sich hier. Wer sich dafür interessiert, wie sich die verschiedenen Beerensträucher (Moosbeere, Rauschbeere und andere) unterscheiden, der kann entlang des Bohlenweges öfters mal einen Blick in das Moor werfen. Ein paar Informationsschilder geben Auskunft.
Wer genau hinschaut, hat vielleicht Glück und sieht einen Sonnentau. Typisch für Moore sind ebenfalls Wollgräser; hier wachsen das Schmalblättrige Wollgras (Eriophorum angustifolium) und das Scheidige Wollgras (Eriophorum vaginatum).
Tierwelt rund um das Wildseemoor
Schon auf dem Weg zum Moor weisen Schilder darauf hin, dass das Auerhuhn rund um den Kaltenbronn zu finden ist. Die Bewirtschaftung der Schonwälder nimmt auf die besonderen Ansprüche des Auerhuhns Rücksicht. Reich strukturierte Wälder mit Altbäumen und lichtem Unterwuchs in denen Beerensträucher vorkommen sind der Lebensraum des Auerhuhns. Am Wildsee selber wird man daher wohl nicht auf den großen Vogel treffen, aber mit etwas Glück auf einem der Wege außerhalb des Moores.
Weniger spektakulär - aber dennoch interessant, wenn man denn ein Exemplar zu Gesicht bekommt - ist das Vorkommen des Fichtenkreuzschnabels (3) Die gekreuzten Schnabelenden, die an eine kaputte Schere erinnern, sind hilfreiche Werkzeuge, um an die Samen der Fichten heranzukommen, die er aus den Zapfen herauszieht.
Raufußkauz und Sperlingskauz sind ebenfalls in dem Gebiet nachgewiesen worden. Sehen wird man sie wohl eher nicht, wer aber zu Balzzeit abends durch den Wald läuft, kann die Käuzchen möglicherweise rufen hören.
Mit besonders viel Glück trifft man vielleicht eine Höllenotter auf seiner Wanderung. Der martialische Name beschreibt die gänzlich schwarze Variante der Kreuzotter (Vipera berus) (4).
Wer sich ausführlicher über die Natur der Gegend informieren möchte und sich durch Fachchinesisch nicht abschrecken lässt (oder es gar versteht), dem sei die Webseite unter 1 empfohlen, aus der ich hier verschiedentlich zitiere. Am Kaltenbronn befindet sich auch ein Infozentrum, das ein Einblick in das Gebiet vermittelt.